Das Kongo-Reich der heutigen Republik Kongo wird schon in den ersten portugiesischen Reiseberichten des 15. Jh. als eine Gruppierung von Völkern beschrieben, die der zentralen, spirituellen Autorität eines Monarchen (ntotila) unterstand. Heute unterscheiden wir in diesem Gebiet über 15 Ethnien, darunter die Vili, Bembe und Woyo.

Fetischfiguren der Kongo werden allgemein als nkisi bezeichnet (plural: minkisi). Wenn diese in menschlicher Gestalt dargestellt sind, handelt es sich immer um mächtige Vorfahren, die schon zu Lebzeiten für ihre soziale Autorität respektiert wurden, und deren Einfluss sich auch nach ihrem Ableben noch direkt auf die Gesellschaft auswirkte. Minkisi unterteilen sich in solche ohne und solche mit nachträglich beigefügten Attributen wie Nägel, Spiegel oder magische Substanzen -, die sich auch in einem Reliquiar befinden können. Je nach Grösse waren sie für den privaten Gebrauch oder für die Gemeinschaft bestimmt und wurden dementsprechend zu hause oder in der Allgemeinheit gehörenden Schreinen aufbewahrt.

Die Figuren haben lokale Eigennamen, die sich aus den Namen des dargestellten Ahnen, dessen Eigenschaften und der Haltung der Figur zusammensetzen. Die hier festgehaltene Position – aufrecht, mit leicht angewinkelten Knien und ausgestreckten Händen, die eine Waffe und ein Medizinhorn halten, der besonderen Frisur und der markanten, sorgfältig ausgearbeiteten Tätowierungen weist die Dargestellte als ranghohe Heilerin aus. Diese Zuordnung stimmt auch mit den weissen, eingelegten Augen ohne Pupillen überein, die bei den Bembe als nach innen gerichtete Augäpfel zu lesen sind und andeuten, dass sich die Figur in Trance befindet und in Kontakt mit der Ahnenwelt steht.

Weiterführende Literatur:
Lehuard, Raoul (1989). Art Bakongo. Arnouville: Art d’Afrique Noire.