40,5 cm.
Kongo
DR Kongo
- Französische Privatsammlung, Paris. - Sens-Enchères, Montreuil, 2005.
Eine schriftliche Echtheits-Bestätigung von Raoul Lehuard (2004) wird dem Käufer ausgehändigt.
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Das Kongo-Reich, in der heutigen Republik Kongo und Angola, wird schon in den ersten portugiesischen Reiseberichten des 15. Jh. als eine Gruppierung von Völkern beschrieben, die der zentralen, spirituellen Autorität eines Monarchen (ntotila) unterstand. Heute unterscheiden wir in diesem Gebiet über 15 Ethnien, darunter die Vili, Bembe und Woyo. Letzteren wird auch diese Figur zugeordnet.
Magische Figuren der Kongo werden allgemein als nkisi bezeichnet (plural: minkisi). Eine nkisi-nkondi-Figur (nkisi ist der kongolesische Ausdruck für einen Gegenstand, in dem Macht konzentriert ist/nkondi bedeutet ,,Jäger“) ist eine personifizierte Macht aus dem unsichtbaren Land der Toten, die sich innerhalb einer rituellen Praxis menschlicher Kontrolle unterwirft. Wenn diese in menschlicher Gestalt dargestellt ist, handelt es sich um mächtige Vorfahren, die schon zu Lebzeiten für ihre soziale Autorität respektiert wurden und deren Einfluss sich auch nach ihrem Ableben noch direkt auf die Gesellschaft auswirkte.
Die nachträglich beigefügten kraftspendenden Attribute wie Nägel, Spiegel oder magische Substanzen verstärken sich in ihrer Summierung. Je nach Grösse waren sie für den privaten Gebrauch oder für die Gemeinschaft bestimmt und wurden dementsprechend zu Hause oder in den der Allgemeinheit gehörenden Schreinen aufbewahrt. Verwaltet und aktiviert wurden sie von einem nganga, einem rituellen Heiler, Kräuterkenner und Wahrsager.
So gewährte unter anderem das Einschlagen von Metallstücken dem Beistandsuchenden Hilfe – z.B. bei ungeklärten Verbrechen oder Todesfällen. Die Figur sollte vor Unheil und Krankheit schützen, aber auch anderen Schaden zufügen können. Der auf dem Bauch angebrachte Spiegel verschliesst eine mit magischen Substanzen gefüllte Aushöhlung. Dank ihm sollte kommende Gefahr vorausgesehen werden und Unheil abgewehrt werden können. Die typischen Glaseinlagen in den Augen verleihen dem Blick eine besondere Intensität.
Die hier festgehaltene Position heisst métanana und wird als ,,Bereitschaft zum Kampf“ interpretiert. Die Haltung der Arme verweist auf oberste Autorität der ranghohen Persönlichkeiten, wie den Königen und Wahrsagern. Die linke Hand ruht auf der Hüfte als Zeichen der Ruhe und Besonnenheit. Die rechte, die vermutlich zum Halten eines Speeres vorgesehen war, zeigt die Bereitschaft auf Kommendes zu reagieren. Diese Haltung wird von den Kongo auch real eingenommen, wenn es darum geht, einem ernsten Problem zu begegnen.
Weiterführende Literatur: Lehuard, Raoul (1989). Art Bakongo. Arnouville: Art d’Afrique Noire.