160 cm.
Sukuma
Tansania
Holz
- Galerie Walu, Zürich (1996). - Nachlass Dr. Lienhard Hoesch (1939-2009), Schönenberg.
GW 1327 und GW 1439
Ohne Sockel / without base
5,000.00 CHF
8,000.00 CHF
Die figurative Kunst Tansanias ist im Vergleich zu anderen Regionen Afrikas nur wenig dokumentiert, die wesentlichsten Beiträge lieferten Kurt Krieger und Jens Jahn erst in den 1990er-Jahren mit den weiter unten aufgeführten Publikationen. Aber auch in diesen hervorragenden Werken findet sich leider wenig zu den vorliegenden brettförmigen Figuren und so müssen für eine genauere Zuordnung und das Verstehen der Verwendung weitere Forschungsergebnisse abgewartet werden.
Als höchstwahrscheinlich kann die Verwendung als Tür eines Tors zu einem heiligen Areal angenommen werden. Diese Vermutung gründet hauptsächlich auf einem Feldfoto aus dem Archiv des Linden-Museums Stuttgart. Die auf dem Rücken der Figur angebrachte Halterung würde damit übereinstimmen und auch die Verwitterung des Holzes wäre mit dieser Erklärung im Einklang.
Wenn dem so ist, war die lebensgrosse Figur sicherlich, wie andern Orts auch, eine Verbindung zu den Ahnen und eine Schnittstelle zwischen Dies- und Jenseits. Die überdimensionierten Ohren könnten dann gleichermassen als Symbol für die Wachsamkeit und Allwissenheit der Figur und als Ermahnung zur Verschwiegenheit gedeutet werden.
Der markante Kopf scheint auf dem langen Hals wie auf ein Gegenüber einzureden. Die gesamte Physiognomie des Antlitzes, die kleinen, unter der vorgewölbte Stirn verborgenen Augen, die in der Stirn fortgeführte Nase und der offene Mund lassen die überlieferte ethnische Zuordnung sukuma als möglich erscheinen.
Aber auch ohne gesichertes Wissen über Ursprung und Verwendung dieser Skulptur bleibt der Betrachter, insbesondere Liebhaber des Expressionismus, dieser fordernden Kreation nicht unberührt.
Weiterführende Literatur:
Krieger, Kurt (1990). Ostafrikanische Plastik. Berlin: Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz.
Vergl.: Jahn, Jens (1994). Tanzania. München: Fred Jahn Verlag. (Feldfoto: S. 216).